Dieses Jahr war es wieder soweit und unsere Partnerschaft mit den schottischen Pfadfindern aus Arbroath und Montrose ging in die nächste Runde. 24 Gäste aus Schottland besuchten Giengen, gingen mit uns aufs Zeltlager und verbrachten Zeit in deutschen Familien.
Freitag, 26.07.19 – Tag 0
Während die deutschen Pfadfinder sich noch ums Packen fürs Lager Gedanken machen konnten, waren die Schotten bereits unterwegs. Mit dem Bus ging es für sie nach Edinburgh zum Flughafen, von dort wollten sie nach München fliegen. Mit etwas Verspätung hat es dann auch geklappt und die zur Begrüßung angereisten Leiter aus Giengen konnten die ersten Kilts und Kluften entdecken. Von München ging es dann wieder mit dem Bus nach Giengen. Im Bus gab es dann „proper pretzels“ (also keine Salzbrezeln, sondern richtige, gute, schwäbische Brezeln) für alle. Damit sich die Gäste auch so richtig heimisch fühlen konnten, wurde die Fahrt nach Giengen von heftigen Gewittern begleitet. (Hoffentlich wird es nicht die ganze Lagerwoche so gewittern…)
Samstag, 27.07.19 – Tag 1
Am Samstag trafen sich dann alle Teilnehmer des Lagers, deutsche und schottische. Das Gepäck wurde eingeladen und weil das alles viel schneller ging als geplant, wurden kurzerhand noch ein paar Kennenlernspiele an der Kaplanei gespielt. Dann ging es los zum Rathaus zum Empfang durch die Stadt mit Kulturamtsleiter Andreas Salemi (natürlich inklusive eines professionellen Foto-Shootings mit der Zeitung). Es wurde über Giengen berichtet und es gab für jeden Gummibärchen (sehr zur Freude der jüngeren Teilnehmer) und einen Giengen-Aufkleber. Anschließend setzte sich ein Zug aus Klufthemdträgern Richtung Bahnhof in Bewegung. Mit dem Zug ging es über Aalen nach Ellwangen (Gott sei Dank ohne Verspätungen) und nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir am Lagerplatz an, dem Pumpenhaus der Ellwanger Pfadfinder.
Erwartet wurden wir bereits von einigen Leitern, die mit unserem Küchenteam vorausgefahren waren. Nach einer Stärkung mit Leberkäs ging es ans Zelte aufstellen, was erstaunlich flott ging (wir haben beschlossen, die Schotten öfter einzuladen, denn mit ihnen geht der Aufbau irgendwie deutlich schneller). Schnell die Zelte beziehen und dann war eigentlich auch schon Zeit fürs Abendessen.
Am Abend folgte dann der eigentliche Höhepunkt des Tages, die Uraufführung eines Schattenspieltheaterstückes der „Joint German Scottish Scout Theatre Association“ mit dem Thema des Lagers: Die Gründungslegende Ellwangens erzählt von Hariolf, der erfolgreich auf Elchjagd gewesen war, im Schlafe Glocken hörte und anschließend dort ein Kloster errichtete. Und weitere Lagerlegenden berichteten, dass Hariolf noch immer in Ellwangen anzutreffen sei, als Schutzgeist aller Reisenden.
Sonntag, 28.07.19 – Tag 2
Der erste ganze Lagertag begann nach dem Frühstück erstmal kreativ: So durften alle Zelte ein Wappen für das Zelt gestalten und anschließend vorstellen: Die deutsche und die schottische Flagge waren häufige Motive, aber es gab auch exotischere Wappen …
Natürlich war aber das ganze Lager der Meinung, dass die Leiterflagge eindeutig am gelungensten war. Nach dem Mittagessen ging es dann zu einem Geländespiel etwas außerhalb des Zeltplatzes. Magic Magic wurde aber durch den Regen unterbrochen und so ging es zurück zum Zeltplatz. Dort mussten die Gruppen dann einen Weg finden, wie sie mit Hariolf Kontakt aufnehmen konnten. Die „Legende“ berichtet von einem ganz besonderen Spruch der gesagt werden müsse und Hariolf würde erscheinen. Abends versammelten sich alle noch zu einem gemeinsamen Lagergottesdienst.
Montag, 29.07.19 – Tag 3
Am Montag mussten die Lagerteilnehmer Hariolf helfen, denn er hatte gehört das Geisterjäger nach Ellwangen gekommen sind, aber auch Touristen, die er gerne treffen würde. Also mussten die Pfadis beim Stadtspiel die Leiter, die sich als Touristen die Stadt anschauten, finden und herausfinden, ob diese lieb oder böse Geisterjäger waren. Je nachdem sollten sie dann den Touristen Hariolfs Versteck in der Stadt bekannt geben. Darüber hinaus galt es verschiedenste Aufgaben bei den Leitern in der Stadt zu erledigen, beispielsweise die Aufführung eines Pfadfinderliedes (sehr zur Freude der Ellwangener Passanten) oder das Messen der Distanz zwischen zwei Punkten in Federballschlägerlängen.
Als besonderes Abendprogramm konnten wir noch ein paar Spiele, die von den Schotten vorbereitet wurden genießen (ein Deutsch-Schottisch-Englisches Übersetzungsrätsel, Seilziehen und Baumstammwerfen). Außerdem wurden uns zwei schottische Tänze beigebracht. Sehr lustige, aber auch unglaublich anstrengende Tänze.
Dienstag, 30.07.19 – Tag 4
Das Frühstück am Dienstag war sehr zum Leidwesen einiger Pfadis eher mager, denn es gab einige Sachen nicht, so auch kein Nutella bzw. dessen Faires Pendant. Wie sich später herausstellte, hatte die Nachtwache wohl nicht ganz aufgepasst und nachts wurden ein paar Vorräte aus dem Küchenzelt geklaut. Doch glücklicherweise hat Hariolf das gesehen und mitbekommen, wohin die Diebe hin abgehauen sind. Deshalb konnte er den Gruppen Hinweise in Form einer GPS-Schnitzeljagd geben, die uns schließlich an den Kressbachsee führte. Dort konnte der Tag mit Baden und Sonnen verbracht werden und mittags wurden auch die vermissten Brotaufstriche auf einer Luftmatratze auf dem See wiedergefunden.
Nachts gab es dann noch eine besondere Aktion: Eine Hälfte erhielt eine nächtliche Führung mit Taschenlampen durch Ellwangens Basilika ((leider) mit durchgehender Orgelbegleitung) und die anderen erkundeten nachts das Schloss ob Ellwangen.
Mittwoch, 31.07.19 – Tag 5
Am Donnerstag teilten wir uns dann in zwei Gruppen auf. Die Älteren, also die schottischen Explorers und unsere Rover machten sich auf zu ihrem „Hike“. Nach einem anstrengenden, langen und vor allem kräftezehrenden Marsch kamen sie völlig erschöpft an ihrem Ziel, dem etwa 2,5 km entfernten Kressbachsee, an. Und weil diese Strecke sie so sehr ausgelaugt hatte, kochte man abends ein besonders einfaches Gericht: bestellte Pizza.
Die übrigen Pfadis und Leiter fuhren mit dem Zug nach Aalen und besuchten dort das explorhino, ein Mitmachmuseum zu verschiedensten Themen aus der Physik. Und in einem Experimentierkurs stellten wir genau wie die Römer unser eigenes Fruchteis her.
Donnerstag, 01.08.19 – Tag 6
Der letzte ganze Tag auf dem Zeltlager begann mit einem ganz besonderen Höhepunkt für alle Sportfreunde: dem internationalen Hariolf-Cup im Klobürstenhockey. Beim Klobürstenhockey bekommt jeder eine (natürlich unbenutzte) Klobürste in die Hand, mit der er den Ball schlagen darf. Sonst darf der Ball nicht berührt werden. Ziel ist es so viele Tore wie möglich zu erzielen. Alle sechs Mannschaften gaben dabei in den spannenden Spielen alles für den Sieg und das Publikum feuerte kräftig mit an.
Mittags folgten noch weitere kleinere Wasserspiele und eine Wasserschlacht, während die Rover und Explorer von ihrem anstrengenden Tag am See äh.. Hike zurück kamen.
Der letzte Abend wurde traditionell als bunter Abend von allen mitgestaltet. So gab es eine Tanzvorführung, mehrere Spiele für alle und eine weitere sehr erfolgreiche Schattenspielvorführung (ab nächstem Jahr sind wir sicher live am Broadway zu sehen).
Freitag, 02.08.19 – Tag 7
An diesem Tag war leider schon wieder Abbau angesagt. Mit vereinten Kräften waren die Zelte ziemlich flott abgebaut, von Dreck und Gras befreit und verstaut (nur so eine richtige Heringwaschstraße gab es diesmal nicht). Flugs noch eine Müllkette, die letzten Fundsachen verteilen, eine gemeinsame Reflexion, ein paar Versuche für ein Gruppenbild, ein letztes Vesper auf dem Platz, bevor es dann mit dem Zug wieder zurück nach Giengen ging.
In Giengen angekommen gab es dann noch einen Abschlusskreis, bei dem die Schotten allen Teilnehmern ein kleines Mitbringsel-Tütchen (u.a. mit einer schottischen Flagge und schottischen Süßigkeiten) überreichten. Nach „Nehmt Abschied Brüder“ oder „Auld Lang Syne“ ging es für unsere Pfadis nach Hause, die Schotten genossen noch das schöne Wetter im Bergbad und anschließend ein Abendessen das von einigen Eltern gekocht wurde (Danke nochmal dafür!).
Samstag, 03.08.19 – Tag 8
Da das Home hospitality ja leider nicht stattfinden konnte, gab es am Samstag immerhin eine Light-Variante davon: Die Schotten übernachteten zwar nicht in den Familien, konnten aber dennoch den Tag in den Familien verbringen. Dabei wurden verschiedene Ausflugsziele in Giengen und der näheren Umgebung angesteuert: So besuchten manche das Steiff-Museum in Giengen oder die Charlottenhöhle, andere verbrachten den Tag im Legoland und manche erklommen die vielen Stufen des Ulmer Münsters um nur ein paar zu nennen.
Ein besonders schönes Highlight des Austauschs war dann noch unser Stammesfest am Abend. Wir haben uns richtig gefreut, dass so viele gekommen waren und zum Buffet beigetragen haben. Und auch die Programmpunkte kamen gut an: Die Eltern wurden bei „1, 2 oder 3“ zum Lager befragt, die Rover stellten ihren „Hike-Vlog“ vor und Manni zeigte eine Auswahl seiner Lagerfotos.
Sonntag, 04.08.19 – Tag 9
Am Sonntag hieß es dann leider schon wieder Abschied nehmen. Die Tage waren super schnell vorübergegangen und es wurden viele neuen Freundschaften geknüpft, was besonders beim emotionalen Abschied, zu dem man am Sonntagmorgen zusammengekommen ist, auffiel. Es wurde nochmal gemeinsam gesungen, dann bestiegen die Schotten den Bus und verbrachten den Tag noch in München, von wo aus sie abends wieder nach Schottland flogen.
Wir freuen uns schon auf 2021!
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken, bei allen die an diesem Austausch und an unserer Partnerschaft mitgewirkt haben. Besonders bei allen Leiterinnen und Leitern aus Schottland und aus unserer Leiterrunde, die mit vorbereitet haben (hier sei besonders unser Vorbereitungsteam Lissy, Elisa und Kathrin erwähnt), bei unserem Küchenteam bestehend aus Michi und Günter, dass uns superlecker bekocht hat, und bei Manni für seine Dokumentation des Lagers in tollen Bildern. Weiter möchte ich mich bei allen Eltern bedanken, die die Schotten bekocht, etwas zum Buffet beigetragen, beim Spülen geholfen oder das Home hospitality light ermöglicht haben, bei den Ellwanger Pfadis für den idyllischen Lagerplatz und beim Kinder- und Jugendplan des Bundes für die großzügige finanzielle Förderung des Lagers.
Bericht: Lukas Polifke